Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Osteopathie mehr oder weniger gleichzeitig mit der Chiropraktik in Nordamerika.
Dr. Andrew Taylor Still (1828 - 1917) gilt als Begründer der Osteopathie. Als Sohn eines Methodistenpfarrers war er fasziniert von der "gottgegebenen" Anatomie und der "Vollkommenheit der Struktur". Die osteopathischen Prinzipien der Ganzheitlichkeit, der Behandlung ohne Arzneimittel, die Beziehung zwischen Struktur und Form und die Aktivierung der Selbstheilungskräfte standen für ihn zunächst im Vordergrund. Später kam noch das Konzept der manuellen Behandlung von Bewegungseinschränkungen hinzu. Nach dem 2. Weltkrieg hatte sich die Osteopathie und die Chiropraktik in den USA etabliert.
In den 1970er Jahren begann der französische Tierarzt Dominique Giniaux osteopathische Techniken aus dem Humanbereich auf das Pferd zu übertragen. Dies wurde später durch den belgischen Osteopathen und Reiter Pascal Evrard vervollständigt.
Eine Störung in einem Teil des Körpers bleibt nie auf nur diesen Teil beschränkt, sondern beeinträchtigt den gesamten Körper. Alle sog. hollistischen Systeme (Gefäß-, Nerven- Faszien- und Bindegewebssystem) im Körper stehen in Verbindung miteinander.
Bei der osteopathischen Untersuchung und Behandlung findet dieses Prinzip seine praktische Anwendung. Der Therapeut beschränkt sich niemals nur auf einen Körperteil oder ein Organ, sondern untersucht den gesamten Körper auf Bewegungseinschränkungen und Fehlstellungen und behandelt diese.
Der Therapeut unterstützt den Körper dabei, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren, indem er Bewegungseinschränkungen behandelt und Fehlspannungen nimmt.
Jeder Körper hat eine gewisse Anpassungsfähigkeit. Wird diese überschritten, kommt es zum Ausbruch von Krankheiten. Durch eine osteopathische Behandlung erhält der Körper Impulse zur Aktivierung seiner Selbstheilungskräfte.
Im Gegensatz zu einem Schulmediziner behandelt ein Osteopath keine Krankheiten, sondern Bewegungseinschränkungen von Gelenken und Organen.